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Widersprüche erzeugen

Wenn man Filmmusik hört, erwartet man sich, dass diese mit dem Bild übereinstimmt und in Harmonie tritt. Sie soll dem Zuseher das Geschehen verständlicher machen und ihn auf etwaige Probleme vorbereiten. Meist bestimmt die Musik die Handlung mit und nur sehr selten die Handlung die Musik (Mickey Mousing).

Dies hat neben den schon erwähnten Gründen, einen noch tiefgreifenderen Sinn. Das Publikum erreicht diese Art musikalischer Szenenuntermalung wesentlich besser als eine Disharmonie - die Chancen des Erfolgs für den Film sind viel größer!

„Eben diesen werbemäßigen Mechanismus, bei dem sich die Filmmusik stets in blinden Einverständnis zu den Bildern verhalte, beklagten schon früh einige Kritiker“

Und eben jene Kritiker machten sich daran, diese Gepflogenheiten zu durchbrechen. Sie versuchten mit ihrer Musik Widersprüche zu erzeugen, indem sie Bild und Ton in Disharmonie brachten. In dem Film „Good Morning Vietnam!!“ mit Robin Williams werden solche Widersprüche immer wieder erzeugt. Es gibt eine Szene, die einen besonders berührt und aus der Fassung bringt. Während das Lied „What a wonderful world“ von Louis Armstrong gespielt wird, sieht man die Truppen von Uncle Sam durch die Reisfelder der Vietcong marschieren, die dann im schönsten Sonnenschein angegriffen werden. Während die Soldaten um ihr Leben kämpfen, singt der große Satchmo „And I think to myself, what a wonderful world...“.

Diese Dissonanz zwischen der Grausamkeit des Bildes, der Unverfälschtheit der Worte und der so sanften Musik machen die Wirksamkeit der Message dieses Films aus, nämlich wie unnötig es doch ist, diesen Krieg zu führen.

Was aus derartigen Montagen spricht, ist psychologisch betrachtet die Zerstörung gewachsener Beziehungen beziehungsweise die Entfremdung von scheinbar Vetrautem, indem dieses Vertraute plötzlich auf die schiefe Sinn- Ebene gebracht wird und sich der eigentliche Widerspruch aus beidem(Bild gegen Musik) im Kopf des Betrachters ergibt“

Widersprüche gibt es aber auch noch viele andere. Man setzt Musik ein, die dem Zuseher ein Gefühl der Geborgenheit gibt, „Unschuldsmusik“ also, um dann den nachfolgenden Moment noch überraschender und unangebrachter, vielleicht auch herzloser erscheinen zu lassen.

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